• jascha
  • 7. Januar 2016

Zum Tode von Sven Meisel

Mein Verleger und Chef meiner Plattenfirma, Sven Meisel, ist nach kurzer, schwerer Krankheit für uns alle plötzlich und unerwartet verstorben!
Für ihn sind die folgende Zeilen! Ich bin unfassbar traurig!

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Lieber Sven,

wie oft habe ich schon von unserer ersten Begegnung erzählt, als ich bei Dir im Büro saß und unbedingt ein Meisel-Künstler werden wollte. Ich hatte richtig Angst vor diesem Termin. Davor, nicht überzeugen zu können, nicht den richtigen Ton zu treffen, nicht als Mensch zu überzeugen. Vor dem schnellen Aus, vor dem berühmten Satz “Danke, wir melden uns”.
Und er kam sogar. Allerdings in einer anderen Form. In einer Form, die mich beschwingt und verdammt positiv die berühmte Berliner Wittelsbacherallee hat verlassen lassen, weil ich bereits in dieser Stunde von Dir fasziniert war. Da saß nicht der knallharte Plattenboss vor mir, dem es einzig darum ging Geld zu verdienen, sondern ein Mensch. Ein Mensch, der an mich geglaubt hat, der wusste, dass es schwierig wird in heutiger Zeit mit mir als Künstler an den Start zu gehen. Der aber in erster Linie von mir überzeugt war.
Und so bin ich Teil der musikalischen Meiselfamilie geworden und das freut mich immer wieder aufs Neue.
Wie beeindruckt ich bei jedem Treffen war: Die vielen goldenen Schallplatten, der knatschende Dielenboden, die großen schweren Türen, die hinter einem ins Schloss fielen. Und vor allem: Von deiner Herzlichkeit, deiner Wärme!
“Kaffee?!” – fragtest Du mich jedes Mal und stiefeltest los um mir einen zu machen.
Du warst bei meinen Auftritten dabei, standest am Bühnenrand. Auch als mir vor 2000 Leuten die Hose riss – mitten im Schritt! Diese Situation und vor allem Deine Reaktion werde ich niemals vergessen. Laut lachend hast Du mir auf die Schulter gehauen und meintest “Großartig gemacht”.

Was hast Du mir nicht alles ermöglicht? Ohne viel Blabla – unbürokratisch, schnell und trotzdem überlegt und besonnen. Auf dem Dach der Hansa-Studios ein Musikvideo drehen? “Gib mir 15 Minuten – ich klär das!” Ein Mary Roos Playback aus den 70ern? “Gib mir 15 Minuten – ich klär das!”
Ein Fotoshooting im Studio 1? “Gib mir 15 Minuten – ich klär das!”

Und wenn Dir was nicht gefallen hat, dann hast Du das auch gesagt. Ehrlich und geradeaus. Auch das hab ich an Dir geschätzt!

Sven! Ich danke Dir für alles!
Für drei gemeinsame, musikalische Jahre – die mich geprägt haben. Für Deine Menschlichkeit, Deine Gelassenheit, Deinen Mut.

Aber bitte glaube mir auch dies: Dass ich jetzt diese Zeilen schreiben muss, macht mich wütend! Ich will es eigentlich nicht und ich begreife es auch nicht.

Ich bin in Gedanken nicht nur bei Dir, sondern auch bei Deiner Frau, Deiner Tochter, Deiner Mutter, Deinem Bruder und bei der gesamten „Meiselfamilie“: bei den Mitarbeitern der Edition Intro Meisel GmbH, der Monopol Verlag GmbH, des Hansa Tonstudios und
der Zett-Records GmbH!

Fühl Dich umarmt.
Jascha

 

Foto anlässlich der Vorstellung der Single “Das wird mein Sommer”. Links: Sven Meisel

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